Wächterkontrollsystem

Aus Wiki für Schutz und Sicherheit
Wechseln zu: Navigation, Suche


Wächterkontrollsystem bezeichnet ein Dokumentationssystem zur Erfassung definierter Kontrollstellen. Der Sinn dieser Systeme war zunächst die reine Dokumentation der Anwesenheit der Sicherheitskraft an bestimmten, vorher festgelegten Orten. Die neue Generation dieser Systeme (z. B. COREDINATE) setzt meist auf Smartphones als Basis auf und bietet daneben weitere Funktionen (z. B. Ereigniserfassung).


Geschichte

Die Idee der Wächterkontrollsysteme ist nicht neu. Schon weit bevor elektronische Geräte zur Dokumentation eingesetzt wurden, war das Sicherheitspersonal mit speziellen Uhren ausgestattet, in die man an den entsprechenden Stellen angebrachte Schlüssel steckte und damit auf einem "Tippstreifen" Datum und Uhrzeit der Anwesenheit dokumentierte. Im Laufe der Jahre haben sich die Systeme zu einem berührungslosen Verfahren weiterentwickelt, bei dem die Kontrollpunkte induktiv und somit ohne direkten Kontakt mittels eines Datensammlers eingelesen werden.

Schon relativ früh wurde deshalb auf das sogenannte RFID (engl. radio-frequency identification [ˈɹeɪdɪəʊ ˈfɹiːkwənsi aɪˌdɛntɪfɪˈkeɪʃn̩]) umgestellt, was bei modernen Systemen, die mittlerweile auf Mobilgeräten wie Smartphones ausgeführt werden, der NFC-Standard (Near Field Communication, also sinngemäß Nahfeldkommunikation) weitergeführt hat.


Sinn und Zweck

Dokumentation

Die ursprünglichste und zugleich im Arbeitsalltag wichtigste Funktion eines Wächterkontrollsystems liegt in der Dokumentation, dass das Sicherheitspersonal wie vereinbart vor Ort war. Dies kann insbesondere im Schadensfall (Einbruch, Brand) eine entscheidende Aussage für Kunden, Ermittlungsbehörden oder den eigenen Wachdienst darstellen. Zudem hat das Wächterkontrollsystem insbesondere bei neuen Mitarbeitern auch eine gewisse Erziehungsfunktion, da - je nach System - recht schnell festgestellt werden kann, ob alle Rundgänge vollständig und in der empfohlenen Reihenfolge abgearbeitet werden.

Ortung in Notfällen

Insbesondere Online Systeme bieten neben der Dokumentation noch eine weitere, im Ernstfall sehr wichtige, Funktion. So kann anhand der Kontrollpunktscans z. B. festgestellt werden, wo sich ein verunglückter Mitarbeiter zuletzt aufgehalten hat und eventuelle Hilfskräfte zielgerichtet verständigt werden. Hier stoßen Offline Systeme an ihre Grenzen, denn hier ist erst beim Auslesen des Datensammlers eine Aussage darüber möglich, welche Kontrollpunkte der Mitarbeiter angelaufen hat. Online Systeme bieten eine Übertragung der Scans in Echtzeit und somit eine aktuelle Information, welcher Kontrollpunkt zuletzt gescannt wurde.


Bestandteile

Auch wenn sich die Systeme im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben, so bleiben die Grundbestandteile doch die selben. Wir unterscheiden die folgenden Komponenten:

  • Mobile Datensammler (bsw.: Deister, Proxipen oder wie bei COREDINATE ein Smartphone)
  • Stechstellen oder Kontrollstellen

Diese beiden Komponenten vor Ort im Objekt kommunizieren wiederum mit der Auswertungsseite, nämlich:

  • Geräte zur Auslesung oder Programmierung der Geräte, Übertragung der Daten zum PC (klassische Systeme)
  • Software zum Verwalten und Dokumentieren der erfassten Daten (Online Systeme)


Zu Grunde liegende Technik

Wie bereits erwähnt, nutzten Wächterkontrollsysteme im Laufe der Jahre verschiedene Techniken als Plattform. Durchgesetzt bzw. aktueller Stand sind jedoch berührungslose Systeme, die meist wie folgt abgebildet werden:

RFID bzw. NFC

Bei diesem Verfahren werden die Informationen zwischen Kontrollpunkt und Datensammler ohne direkten physischen Kontakt ausgetaucht. Die Übertragung erfolgt induktiv durch Aussenden eines elektrischen Feldes an den Kontrollpunkt, der dieses Feld mit einer bestimmten Frequenz bzw. Information zurück spiegelt. Der Kontrollpunkt ist dabei passiv, wird also nicht aktiv mit Strom versorgt (z. B. mit Batterien). Eine Manipulation bei diesem System ist relativ schwer.

Magnetstreifen

Diese Technik wird nur noch selten verwendet. Der Datensammler wird über einen Magnetstreifen gezogen, der an der Wand angebracht ist. Anhand der magnetischen Codierung erkennt das System anschließend, an welchem Kontrollpunkt sich die Sicherheitskraft befindet.

Strich- bzw. QR-Codes

Hier werden die Informationen nicht induktiv übertragen wie z. B. beim NFC-Verfahren, sondern optisch. Der Datensammler liest den Strich- oder QR-Code wahlweise über einen Laser ein (vergleichbar mit dem Kassen-Scanner im Supermarkt) oder über eine Kamera. Durch den Ausdruck der entsprechenden Codes für die Kontrollstellen lässt sich das System relativ leicht implementieren, hat aber den entscheidenden Nachteil, dass es sehr leicht manipuliert werden kann (z. B. Nachdruck eigener QR-Codes).


Wege der Auswertung

Lange Zeit war es üblich, die Daten die der Datensammler des Wächterkontrollsystems gespeichert hat, vor Ort auszulesen. Mittlerweile haben sich durch eine Online-Datenübertragung neue Möglichkeiten eröffnet. Im Folgenden werden diese Methoden nun kurz erläutert.

Klassische Offline Systeme

Dieser Weg war über die letzten Jahrzehnte hinweg üblich und wird teilweise auch heute noch angewandt. Der Datensammler wird VOR ORT über eine Auslesestation ausgelesen und die Daten werden sicht- und auswertbar. Dies kann (bei älteren Systemen) über einen Tippstreifen erfolgen, auf dem dann die einzelnen Scans in zeitlicher Reihenfolge ausgedruckt werden. Neuere Systeme übergeben die Daten meist per CSV an ein Tabellenkalkulationsprogramm (z. B. Microsoft Excel), wo sie dann ausgedruckt oder weiterverarbeitet werden können.

Alle diese Offline Systeme haben gemeinsam, dass ein Auslesen des Datensammlers nur im Objekt vor Ort möglich ist und auch die Sicherheitskraft selbst während des Rundgangs keine Information zum Arbeitsfortschritt erhält (Was wurde bereits angelaufen? Welche Kontrollpunkte fehlen noch?). Ein grundsätzliches Problem ist darüber hinaus, dass der Datensammler alle Scans in sich speichert und es bei nicht rechtzeitigem Auslesen zu einem Überlaufen des Speichers und in der Folge zu Datenverlusten kommen kann. Ein wesentlicher Vorteil klassischer Systeme ist die meist rustikale Bauart, die auch größeren Belastungen im Dienst Stand hält.

Online Systeme

Bei diesen Systemen werden die Daten direkt an die Auswertungsstelle gesandt und nicht (zumindest nicht dauerhaft) auf dem Gerät vor Ort gespeichert. Als Datensammler kommt meist ein Smartphone zum Einsatz, das die Daten nach dem Scan direkt an einen Server sendet, wo sie dann ausgewertet werden können. Die Übertragung erfolgt dabei in Echtzeit, d. h. unmittelbar nach dem Scan eines Kontrollpunkts werden die Daten an das Auswertungsportal gesandt und stehen dort zur Verfügung. Besteht keine Datenverbindung, speichern gute Online Systeme die Erfassungen zwischen und holen die Übertragung nach, sobald wieder Empfang herrscht.

Durch diesen im Vergleich zu klassischen Systemen eher modernen Ansatz ist es möglich, quasi noch während des Rundgangs Lücken zu erkennen und dies an den Mitarbeiter vor Ort heranzutragen. Teilweise kann der Mitarbeiter den Arbeitsfortschritt auch selbst auf dem Mobilgerät mitverfolgen, wodurch eine rechtzeitige Fehlerkorrektur möglich ist.